Riga.

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18. Januar 2018

Wie es mich ausgerechnet nach Lettland verschlagen hat? Der Hintergrund war ziemlich banal: Für eine liebe Berliner Freundin organisierte ich anlässlich ihres letzten Geburtstags eine Überraschungsreise. Sie wusste, dass wir wegfahren, aber sie wusste nicht, wohin. Und da das Budget leider eben doch eine wichtige Rolle spielt, hab ich uns einen der günstigsten Flüge im Januar rausgepickt. Riga stand zwar schon länger auf meiner Da-will-ich-hin-Liste – Oma betont noch immer gern, wie unheimlich schön diese Stadt sei -, aber das ich diesen Punkt so schnell würde abhaken können, konnte ich nicht ahnen; auch, dass „abhaken“ in diesem Zusammenhang der falsche Begriff ist, aber dazu später mehr.

Nachdem ich nun meine Liebe am Flughafen Tegel über unser Ziel aufgeklärt habe, wir uns ins Flugzeug gesetzt und den freien Tagen entgegen gestrahlt haben, erlebten wir zunächst Donnerstag Nacht … nichts, außer Pelmeni. So fleisch- und fischlastig die lettische Küche auch ist, die berühmten russischen Pelmeni existieren vor Ort auch glücklicherweise in der vegetarischen Variante. Auch sonst konnten wir uns ziemlich gut durchschlemmen. Insbesondere für Süßes – vom Plunderteil bis zur Minitorte, nicht zu vergessen die gute lettische Schokolade – haben die Lett*innen ein außergewöhnlich gutes Händchen.

Abseits vom guten Essen und den zahlreichen Cafébesuchen, die aufgrund der frühsommerlichen Temperaturen von ca. -9 Grad Celsius dringend nötig waren, hat Riga insbesondere in Hinblick auf Architektur und Geschichte eine Menge zu bieten. Wer sich einen ersten Eindruck der Stadt verschaffen möchte, dem empfehle ich unbedingt, eine der Free Walking Touren mitzumachen. Besonders gut: Die Touren beschäftigen sich nicht zwingend nur mit der klassischen Altstadt, wie sie (sein wir mal ehrlich) in jeder europäischen Stadt mit ihren Ähnlichkeiten zu finden ist, sondern auch mit der „echten“ Stadt, der Mentalität der Bewohner*innen sowie jeder Menge Anekdoten und Geschichten. Da ich ansonsten bei Stadtrundgängen eher kritisch bin und vermutlich nie eine solche Tour buchen würde (okay, eine Ausnahme sind definitiv die St. Pauli Kiez-Touren hier in Hamburg), ist diese Erfahrung für mich wirklich Gold wert.

Abseits der Altstadt mit ihren dutzenden Kirchen, verlassenen Gassen und zahlreichen identischen Souvenirshops finden sich die alten Markthallen, die auch heute noch vor lauter Trubel ziemlich unübersichtlich sind. Die ehemaligen deutschen Zeppelinhangare, die hier wiederaufgebaut wurden, sind an 364 Tagen im Jahr geöffnet und zum Einkaufen die wichtigste Anlaufstelle der Stadt, denn Supermärkte sind eher spärlich gesät.

An den „Bauch der Stadt“ schließt sich das ehemalige jüdische Ghetto an. Vom Tourismus eher abgeschnitten, ist gerade dieser Teil der Stadt unglaublich geschichtsträchtig, spannend und – natürlich – beklemmend. Zahlreiche Häuser aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts sind noch erhalten geblieben, teils bewohnt, teils saniert, teils völlig heruntergekommen. Ein Besuch des Holocaust-Museums steht auf meiner Liste für den nächsten Aufenthalt in der Stadt.

Seitdem ich zurück bin, habe ich das Gefühl, ich sei Wochen dort gewesen. Innerhalb von gerade einmal drei Tagen sind so viele Eindrücke entstanden, gewachsen und geblieben, dass ich schon sicher weiß, nicht das letzte Mal Riga besucht zu haben. Einen kleinen Einblick in meine Faszination möchte ich hier geben. Dass letztendlich doch nur „wenige“ Bilder entstanden sind, ist maßgeblich den Wetterbedingungen zuzuschreiben. Mit fünf Schichten Kleidung und den üblichen Winter-Accessoires war ich leider immer noch nicht gut genug ausgestattet, als dass ich beim Drücken des Kameraauslösers nach ein paar Stunden tatsächlich noch etwas gespürt hätte. Okay, der nächste Besuch findet vielleicht nicht unbedingt im Januar statt.

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